Wir haben ein Blatt mit einem Horoskop vor uns liegen. Der Mittelpunkt davon ist die Erde und rundherum stehen Sonne, Mond und die Planeten. Wir müssen uns bewußt sein, dass diese von uns auf einen Kreis gezeichneten Planeten, in wesentlich unterschiedlichen Abständen vom Mittelpunkt des Horoskops stehen, sofern wir ein geozentrisches Horoskop gezeichnet haben.
Damit hätten wir aber immer noch erst eine zweidimensionale Darstellung unseres Horoskops, denn in Wirklichkeit stünden manche Planeten unterhalb unseres Papierblattes, andere wieder oberhalb unserer Zeichnung und schaffen so eine reale - nämlich dreidimensionale - Darstellung unseres Horoskops zu seiner Zeit. Die Abweichung eines Gestirns vom Himmelsäquator nennt man #*Deklination*#. Sie ist positiv (+), wenn in Richtung zum Nordpol, negativ (-), wenn zum Südpol. Die Deklination des Nordpols ist +90°, die des Südpols -90°.
Selbstverständlich werden auch die Deklinationen des Medium coeli und des Ascendenten, evtl. auch die Häuserspitzen sowie die der Fixsterne gemessen.
Man hatte bis etwa 1900 zu jedem Horoskop die Deklinationen angegeben und deren Aspekte in die Horoskopdeutung mit einbezogen. Eine Art der Deutung, die heute etwas in Vergessenheit geraten ist.
Man deutete Planeten mit gleicher Deklination als günstig und solche mit gleichem Grad, aber verschiedenen Vorzeichen (plus und minus, also nördlich oder südlich stehend) als ungünstig. Ähnlich wie Konjunktion oder Opposition. Die astrologische Termini für Planeten mit gleichem Winkelmaß und gleichem Vorzeichen heißen Parallelschein, das Aspektzeichen hierfür sind zwei schräge Parallelstriche (//). Haben zwei Planeten jedoch das gleiche Winkelmaß, aber zwei verschiedene Vorzeichen, so ist dies ein Gegenparallelschein. Das astrologische Aspektzeichen hierfür sind wieder zwei Schrägstriche, die aber in der Mitte durchgestrichen sind. Dieses Zeichen sieht aus wie ein schräges H. Ich werde hier für den Gegenparallelschein das englische Zeichen für Nr.(#) verwenden.
Der Orbis soll nach traditioneller Auffassung nicht mehr als 1° betragen.
Ein Beispiel:
Karl Marx, geboren am 5.5.1818 um 1.26 GT in Trier, seine Deklinationsgrade in Dezimalen:
MC -22.23 || AC -14.85 || So +16.04 || Mo +15.42 || Me +23.34 || Ve +19.67 || Ma +23.56 || Ju -22.70 || Sa -07.25 || Ur -23.11 || Ne -22.11 || Pl -15.92 || Mk +14.37
Seine Deklinationsaspekte sind also:
ein // von Sonne und Mond im # zu Pluto
ein // von Jupiter, Uranus und Neptun im # zu einem // von Merkur und Mars
ein # von Mond zu Pluto // AC
ein # von AC und Mondknoten und
ein // von MC, Jupiter, Uranus und Neptun.
Hier noch die Parallelen einiger bekannter Leute oder Ereignisse:
Martin Luther: AC # Sa, Me # Ne, Ma // Ur, Ju # Pl, Pl // Mk.
J.S.Bach: MC # Ne, AC // Pl, Pl // Mk, Me // Ve und Ju.
Aleister Crowley: MC // Pl, MC // Mk., AC // Me, So // Ve, Sat # Ur, MC # Mond.
K. Adenauer: MC // Mo + Ne, Ma # Pl, Sat # Ur
Albert Einstein: Me # Ne, Ven // Pl, Ju # Nep, Ur // Ne
Charles Chaplin: MC # AC, So # Mo + Pl, Ju # Mkn, Sat // Nep.
Greta Garbo: AC # Ur, Mo # Sa, Mer // Pl.
Dalai Lama: MC # Ven + Ur, So // Pl, Ma # Ne.
Weltkrieg II.: AC // So + Sat, Mo // Ne.
Hiroshima: MC // So + Mo + Sat + Ur + Pl + Mkn. (!!!!)
Die Deutungsliteratur zu den Deklinationen ist eher mager. Reinhold Ebertin hat jedoch ein nach wie vor ausgezeichnetes Buch über die Deklinationen geschrieben, mit dem Titel: Deklinationsprallelen im Geburtsbild. Derzeit (2011) ist es nur gebraucht bzw. antiquarisch zu bekommen. Anonsten fand ich einiges im englischsprachigen Bereich via Internet.
Ich wünsche Ihnen, dass Ihr Computerprogramm die Deklinationen anzeigt und Sie somit eine neue Art des Meditierens über Ihre Horoskope erhalten. Auch werden dadurch sicher die astronomischen Kenntnisse, die bei AstrologInnen erfahrungsgemäß sehr im Argen liegen, ein wenig verbessert.
Mir wünsche ich, dass weitere gute Bücher oder Artikel über die Deklinationen gefunden oder geschrieben werden, auf die wir gerne in den kommenden Ausgaben von Sternwelten hinweisen.