Die meisten Paare kommen zu mir, weil sie den „Bund fürs Leben“ schließen wollen. In manchen Fällen ist es aber leider auch ein „Pakt mit dem Tode“, der Menschen ins Trauzimmer eines Standesamtes führt. Von „Notfall-Trauungen“ einmal abgesehen, bei denen wir Standesbeamten in aller Eile z.B. in ein Krankenhaus zu einem Sterbenden gerufen werden, um eine Ehe zu schließen, kommen auch immer wieder Paare nach Krebsdiagnosen in meine Sprechstunde. Oft relativ kurz danach, mitunter aber auch erst, wenn die Diagnose „austherapiert“ nur noch wenig Hoffnung auf ein längeres, gemeinsames Leben lässt.
Die Motive zur Eheschließung sind in diesen Fällen selten ausschließlich romantischer „Fünfthaus“-Natur. Vielmehr spielt das achte Haus eine nicht unwichtige Rolle, denn sinnigerweise wird ihm nicht nur der Tod zugeordnet, sondern auch die Finanzen des Partners, Steuern, Renten oder Erbschaftsangelegenheiten. Einer sogenannten „Versorgungsehe“, die nach der Diagnose einer schweren Krankheit nur deshalb geschlossen wird, um dem hinterbliebenen Ehegatten die „Witwenrente“ zu sichern, hat der Gesetzgeber seit 2002 eine Hürde auferlegt. Paare müssen seither mindestens ein Jahr verheiratet sein, damit im Todesfalle eines Partners Hinterbliebenenrente gezahlt wird. Auch für den Fall, dass es ein größeres Erbe zu vermachen gibt, sind mitunter die höheren Steuersätze, die auf einen unverheirateten Lebensgefährten entfallen, ausschlaggebender Grund für eine Heirat.
In meinem Geburtshoroskop steht die Sonne im achten Haus. Vielleicht werde ich deshalb als Standesbeamtin häufiger mit Paaren konfrontiert, für die das „Bis-dass-der-Tod-uns-scheidet“ mehr als ein romantisches Versprechen vor dem Traualtar ist. Obwohl mich meine Tätigkeit überwiegend am „schönsten Tag“ im Leben von Menschen teilhaben lässt, ist der Tod kein Tabuthema für mich. Die Gespräche, die sich im Vorfeld einer Trauung mit Paaren ergeben, bei denen sich z.B. ein Partner von Chemo zu Chemo ins Leben zurückkämpft, sind meist bereichernd, tiefgründig und ungemein berührend. So auch mein jüngstes Vorgespräch mit einem homosexuellen Paar, nachdem beim älteren Partner zuerst ein bösartiger Tumor operativ entfernt worden war und danach weitere Malignome gefunden wurden.
Sie gingen seit 22 Jahren gemeinsam durchs Leben, doch die Beziehung war – wie sie sagten - nie einfach gewesen. Dies spiegelt sich im Combin der beiden dann auch recht deutlich wider. Mit einem Skorpion-Aszendenten und einem T-Quadrat von Venus/Mars, Jupiter/Saturn und Pluto/Chiron braucht es nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass dieses Paar schon einiges durchgemacht hat.
Abb. 1: Combin der Partner
Von aufenthaltsrechtlichen Bestimmungen, die den jüngeren Partner, der aus einem anderen Kontinent stammt, immer wieder mit Ausweisung bedrohten einmal ganz abgesehen, litten beide auch an einer „schon fast krankhaften“ Eifersucht. Mars und Venus, die Herrscher von AC (älterer Partner) und DC (jüngerer Partner) stehen im Combin in Konjunktion. Diese Konstellation deutet meist auf ein symbiotisches Verhalten hin, bei dem es den Partnern äußerst schwer fällt, innerhalb der Beziehung auch einmal getrennte Wege zu gehen. Im Skorpion kann hierbei auch ein starkes Besitzergreifen, mit tiefsitzenden Verlustängsten eine Rolle spielen, was obsessive Züge annehmen kann.
Die erzwungenen Trennungen, da der jüngere Partner häufig in sein Heimatland abgeschoben wurde (Saturn Quadrat Pluto), taten ihr Übriges und trugen nicht gerade dazu bei, dass beide ein Vertrauen in die Stabilität ihrer Beziehung entwickeln konnten. Ohne die stark gestellte Konjunktion der Herrscher in einem fixen Zeichen, wäre die Beziehung vermutlich daran zerbrochen, doch wie beide erzählten, hat das Schicksal sie immer wieder zusammengeführt.
In den letzten Jahren sei es endlich etwas ruhiger geworden und sie glaubten, die schlimmsten Krisen gemeistert zu haben. Doch dann kam die Krebsdiagnose. Mit Transit-Uranus im Quadrat zur Combin-Sonne und in Konjunktion zum Combin-Mond!
Anbetrachts dieses Transits hätte man also schon im Vorfeld mit Veränderungen und aufregenden Ereignissen rechnen können, die nicht unbedingt auf eine entspannte Zeit hindeuteten. Gerade bei Saturn und Pluto betonten Combinen sind Uranus-Transite oft noch aufreibender, da sie ein fest zusammengeschweißtes Beziehungsgefüge - ohne Vorwarnung - aus den Angeln heben können.
Im Vorgespräch zur „Verpartnerung“ war ein möglicher nahender Tod vorherrschendes Thema. Natürlich ging es den beiden auch darum, dass der jüngere Partner problemlos in der Eigentumswohnung des älteren wohnen bleiben konnte, falls der Tod an die Tür klopfe. Ganz im Sinne des Transit-Uranus hatten sie aber beide, beim Vorhaben "Heirat", vorrangig ein Motiv: „Endlich einmal etwas Verrücktes“ zu tun und ein großes Fest mit Freunden zu feiern!
Zum Zeitpunkt ihres Ja-Wortes stand Uranus dann auch fast exakt am MC (in Konjunktion zum Combin-Mond) sowie Jupiter am DC. Die Stimmung der Hochzeitsgesellschaft war entsprechend ausgelassen, die starke Widder-Betonung ließ sich auch an einer überwiegend männlichen Gästeschar festmachen und vom Ernst der Lage war - zumindest an diesem Tag - nichts zu spüren.
Abb. 2: Hochzeitshoroskop/Ja-Wort am 9.4.2008, 11.16 h MESZ
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