Am 3. Dezember 2012 wird die "Short Message" 20 Jahre alt. Das Lieblings-Merkurspielzeug der Jugendlichen zwischen 14 und 18 hat in den letzten fünf Jahren gigantische Wachstumsraten erfahren. 1999 wurden allein in Deutschland fünf Milliarden SMS im Jahr verschickt, im Jahr 2008 29 Milliarden.
Die Geburtsstunde der ersten SMS ist unbekannt, es geschah an einem ganz normalen Tag, vermutlich an einem Arbeitstag zwischen 8 und 18 Uhr. In Frage kämen dabei folgende Aszendenten: Schütze, Steinbock, Wassermann, Fische, Widder, Stier, Zwillinge und Krebs. Der Einfachheit halber habe ich den AC auf den Null-Grad Widder Punkt gelegt.
Die erste SMS, 3.12. 1992, 13.11 Uhr, London, GB
Die Schütze-Sonne mit einem Jupiter im Zeichen Waage gibt erste Hinweise auf die Erfolgsgeschichte, die 1992 begann. Als der englische Softwaretechniker Neil Papworth die 15 Zeichen kurze Botschaft „Merry Christmas“ an seinen Kollegen und damaligen Vodafone-Geschäftsführer schickte. Jupiter, der Schütze-Planet, steht für expansives Wachstum und regiert (auch) das große Geld. Bei einem durchschnittlichen Preis von 19 Cent pro SMS lässt sich einfach feststellen, dass mit dem Erfolg der SMS milliardenschwere Umsätze einhergehen.
Vor allem aber stellen die 160-Zeichen-Botschaften eine ganz neue Form von Kommunikation (Merkur) dar. Killerapplikation (Merkur/Pluto) wird sie auch genannt, da andere Kommunikationsformen von der SMS verdrängt wurden. Das war in den Anfangstagen gar nicht absehbar. Denn die Entdeckung, dass ein Handysignalisierungskanal genutzt werden konnte, um nicht nur Signale, sondern auch kurze Botschaften von mehreren Sätzen zu versenden, diese Entdeckung geschah eher beiläufig und unbeabsichtigt. Hm ja, ein wenig Uranus als Signifikator für alle technischen Erfindungen, aber auch typisch Pluto, könnte man meinen, kommt auf leisen Sohlen und unerkannt daher, verbirgt sich, um dann alle(s) sogartig in seinen Bann zu ziehen. Spätestens ab 2000, als Pluto über die Schütze-Sonne im SMS-Horoskop wanderte.
Die Jupiter-Erfolgsgeschichte der SMS
1994 brachte Nokia zur CEBIT im März ein erstes SMS-fähiges Handy auf den Markt, es ist Jupiter, der in dieser Zeit auf die Merkur-Pluto Konjunktion zuläuft. Das Empfangen von SMS auf einem Handydisplay war schon immer ganz einfach, zum Verschicken aber war ein Hotline-Anruf notwendig, damit eine Telefonistin von Hand die Zeichen eintippen und weiterleiten konnte. Erst ab 1996 waren Handys technisch so ausgerüstet, dass man mit ihnen auch SMS selbstständig verschicken konnte. In dieser Zeit läuft Jupiter über die Uranus-Neptun Konjunktion im Steinbock.
1999 explodierte die Entwicklung, Neptun und Uranus befinden sich mittlerweile im Wassermanns, Jupiter und Saturn treffen sich im Zeichen Stier und bilden das Quadrat zu Neptun. Es ist die Zeit, in der mit Börsenboom und der Aussicht auf schnelles Geld Freunde und Bekannte, von denen man es nie gedacht hätte, plötzlich zu Börsenexperten mutieren. Und sich dann von Seifenblasen getäuscht sahen, die immer groß und schillernd sind, wenn Jupiter auf Neptun trifft. Doch die SMS ist keine platzende Seifenblase, sie wächst... und wächst... und wächst... mit Pluto über Sonne. Ab 1999 bieten alle Netzbetreiber den Short Message Service an.
2000 – Saturn tritt im Herbst ins Zeichen Zwillinge, Jupiter kurz vorher - gibt es die erste Untersuchung von Sprachwissenschaftlern zur drastischen Veränderung von Kommunikation durch SMS. Experten warnen vor einem Bildungsverfall, „der dazu führe, dass Schüler die Schriftsprache und Grammatik nicht mehr beherrschten. SMS-Schreibweisen verderbten die sprachlichen Sitten: http://www.mediensprache.net/de/essays/2/
Ob sie das wirklich tun, sei dahingestellt. Tatsache aber ist, dass sich neue Schreibformen etablieren, Kommunikation mit 160 Zeichen muss zwangsläufig auf Wesentliches reduziert sein. Gleichzeitig werden neue Formen von Kontaktaufnahme sichtbar, das "dating" via SMS (Waage-Jupiter) steht ganz oben auf der Liste aller Nutzanwendungen.
Einige Anekdoten
Zum Abschluss noch einige Anekdoten, einige sind vielleicht geeignet für Korrekturversuche.
Deutschlands erste Kündigung per SMS bekam am 6. Januar 2001 ein 37-jähriger Elektriker aus Güsten (Sachsen-Anhalt). Im Display stand: „Ihr Arbeitsverhältnis ist hiermit fristlos gekündigt. Grund: Arbeitsverweigerung.“
Im Oktober 2001 sendete Nadja Abd El Farrag folgende Message an Schnulzenkönig Ralph Siegel: „Ich habe dich gern. Aber ich habe es mir noch mal überlegt. Es geht nicht. Ich wünsche dir alles Gute.“
Deutschlands teuerste SMS schrieb der Ex-Manager von Modern-Talking-Star Thomas Anders (41). Er schickte Anders die wenig schmeichelhafte Anrede „Du kleine schwule Ratte“ aufs Handy. Dafür wurde er im März 2004 vom Landgericht Frankfurt zu einem Ordnungsgeld von 1000 Euro verurteilt.
Zwei Fußballspieler ließen sich beim Seitensprung durch SMS entdecken. Im April 2002 las Thomas Strunz die SMS seines Team-Kollegen Stefan Effenberg auf dem Handy von Ehefrau Claudia: „Es war eine tolle Nacht. Es war wunderschön. Stefan.“
David Beckham musste im April 2004 eine Affäre eingestehen. Fernab der englischen Heimat und von Posh Spice und den Kindern getrennt, hatte sich der Starfußballer bei seinem neuen Job in Madrid im Herbst 2003 einsam gefühlt und sich von seiner Betreuerin Rebecca Loos allzu sehr trösten lassen. Mehrere eindeutig anzügliche SMS wurden der englischen Presse zugespielt.
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