Der Maler Jörg Immendorff starb am 28.5.2007, gegen 2 Uhr morgens in Düsseldorf, an den Folgen der Nervenkrankheit ALS. Sein Markenzeichen war der "Maleraffe", der einen Pinsel hält. Mit ihm ironisierte er in vielen Bildern die eigene Zunft. Mit seiner Bilderserie "Café Deutschland" zog er in den Olymp der großen Maler Deutschlands ein.
Abb. 1 - Horoskop Jörg Immendorff, 14.6.1945, 9:36:35 MESZ, Bleckede
Auffällig ist die sehr genaue Achsenbesetzung durch Mond (am AC) und Mars (am MC). Stark gestellt sind auch noch Saturn durch ein Quintil zum Aszendenten sowie Venus und Pluto in der Nähe der Achsen. Die Feuerzeichen stärken den optischen Sinn. Doch ein Mond am AC allein mit ein bisschen Venus und viel Mars "bewirkt" noch keinen international renommierten Künstler. Dies könnte auch die Konstellation eines "normalen" Kunst- oder Musiklehrers sein.
Die wirkliche Qualität dieses Horoskops erschließt sich erst durch zwei gewaltige und höchst einzigartige Geometrien (gebündelte Halbsummen) mit eingebundenem Achsenkontakt (daher individuell):
Mond = Jupiter/Knoten = Merkur/TYC = Jupiter/Saturn = Sonne/TYC
Sonne = Sonne/Merkur = AC/MC = Venus/Pluto = Mond/Mars
erwähnenswert ist auch noch:
Knoten = Jupiter/MC = Saturn/Knoten = Uranus/Pluto = Saturn
Der Mond erhält also nicht nur das kreative und "rebellische" Sextil von Uranus, sondern durchdachte Synthese, Kompositionsgeschick von Jupiter/Merkur sowie die Ausdauer und Ernsthaftigkeit von Saturn. Die Sonne in der Mitte von AC und MC gewinnt eine große Bedeutung, auf die sich alle künstlerischen Einflüsse von Venus/Mars/Mond zentrieren, wie es sich ein Astrologenherz nur wünschen kann. Wichtig ist hier noch die Pluto-Komponente, die in seinen Nachrufen oft formuliert wird, als "Was er suchte, war "Magie". Der Mondknoten schließt die Brücke zum kollektiven Bewusstsein und stellt astrologisch klar, dass sein Einfluss Generationen überdauern wird.
Möge dieses Beispiel den einen oder anderen Astrologen dazu ermutigen, sich intensiver mit den Halbsummen im Horoskop zu beschäftigen. Das Standardwerk hierzu ist und bleibt die KdG von Reinhold Ebertin. (1)
Uranus und die „jungen Wilden“
Nach einer, manchmal durch Hunger gezeichneten, aber ansonsten glücklichen Kindheit und einigen Anläufen als Künstler, ist ihm 1964 das Glück hold. Unter der Primärdirektion MC -trig-Jupiter wird er in die Meisterklasse von Joseph Beuys aufgenommen. Ganz sicher eine große Ehre für den jungen Immendorff. Das wichtigste Urteil von Beuys raunte jener anderen Studenten zu: "Der Immendorff deckt mit seinen Arbeiten die Seele des Menschen auf." (2) Genies erkennen sich halt!
Bald gehört er zu den "jungen Wilden" und experimentiert mit Uranus. Bonn 1968: "Es war eine stille Protestaktion vor dem Bundeshaus gegen kulturelle Verhärtungen." Schwarz gekleidet, das Haar schon etwas länger als erlaubt, bindet Immendorff sich einen Holzklotz (8x20 cm) an das linke Bein. Der Klotz trägt die Farben Deutschlands schwarz-rot-gold. Die Polizei greift ein und ermahnt ihn wegen "Verunglimpfung der Bundesfahne". Der Klotz wird konfisziert. Als die Beamten weg sind, zieht Immendorff aus seiner schwarzen Aktenmappe einen zweiten Klotz, mit dem er wieder auf und ab marschiert. Diesmal hagelt es 800 Mark Geldstrafe für diese friedliche Aktion. Viel Geld für einen mittellosen Studenten.
"Ich war antiautoritär und spöttisch"
"Ich war antiautoritär und spöttisch", so Immendorff, der 1968 Hausverbot an der Kunst-Akademie in Düsseldorf erhält. Er hatte konservative Professoren per Flugblatt für abgesetzt erklärt. Er kämpfte gegen Mietwucher und trat in die maoistische KPD ein. "Ich habe nach der Mittagspause gemalt - oder an meinen Skulpturen gearbeitet. Teilweise in der Schule, teilweise in meiner sehr engen Ein-Zimmer-Wohnung." (2) Er kämpfte mit Magengeschwüren, ernährte sich aus Geldmangel überwiegend von Müsli.
1977 bis 1983 beginnt er mit dem weltberühmten Bilderzyklus "Café Deutschland". Thema: Die Teilung der Nation. Dieser Zyklus macht ihn berühmt. Dem Maoismus schwört Immendorff nun ab. Kunst und die strenge Disziplin in einer linken Splitterorganisation lassen sich auf Dauer nicht vereinbaren. Die Direktionen sprechen für sich und für die korrigierte Geburtszeit: Jupiter-Quadrat-Sonne (Dez. 1977) und Jupiter Biquintil MC (Nov. 1979 exakt), eine sehr seltene Progression, die auf den Meridian zielt! Mit 51 Jahren wird Jörg Immendorff Professor an genau jener Akademie, die ihm 20 Jahre zuvor Hausverbot erteilte.
Diagnose ALS schlug ein, wie ein Blitz
Schließlich der Skandal 2003, der Immendorff in das Bewusstsein weiter Bevölkerungsteile eingräbt: Bei einer Razzia in Düsseldorfs "Steigenberger Parkhotel" wird Immendorff mit neun Prostituierten – inklusive etlicher Gramm Kokain - erwischt. Irgend jemand hatte ihn verraten. Prozess und Urteil: Zwei Jahre Bewährungsstrafe, 150.000 Euro Geldstrafe. Warum dieses milde Urteil?
Immendorff ist zu diesem Zeitpunkt längst ein Todgeweihter. Im Sommer 1997, während eines Urlaubs auf Fuerteventura, spürt er zum ersten Mal, dass etwas nicht stimmt. Immer wieder entgleitet ihm der Stift (3). Etwa 1998 wurde bei ihm dann die unheilbare Nervenkrankheit ALS (Amyothrophe Lateralsklerose) diagnostiziert. "Die Diagnose schlug bei mir ein wie ein Blitz." (2) Ärzte prophezeiten ihm, nur noch ein bis zwei Jahre zu leben. "Ich habe noch nicht aufgehört zu kämpfen!" (2), war Immendorffs Reaktion und lebte noch fast unglaubliche zehn Jahre lang. Er schuf in dieser Zeit sogar noch neue Meisterwerke!
Nur mit der Energie und Ausdauer von Mars und Saturn wird dieses Phänomen erklärbar. Und martialisch argumentierte er auch im Kokain-Prozess: Allmählich sei er „zum Krüppel geworden“. Kokain sei sein Mittel gegen die Panikattacken, aber auch sein Instrument zum Stillen seiner Lebensgier geworden. Das Gericht glaubte Immendorff. Ich übrigens auch, bei diesem dominanten und vitalen Mars.
Den Kampf gegen die Krankheit gewinnen konnte er jedoch nicht. Den hoch renommierten Preis, der „Kaiserring von Goslar“, musste Anfang Oktober 2006 die Ehefrau des Künstlers, Oda Jaune, entgegennehmen, weil Immendorff zu dieser Zeit an einer schweren Lungenentzündung litt. Am Ende seines Lebens wurde er künstlich beatmet und schließlich am 28.5.2007 in Düsseldorf, morgens gegen 2 Uhr, erlöst.
Eine ganz vorsichtige Randbemerkung zu seinem Tod: Mars, als Mitherrscher von Haus 4 und, zusammen mit Mond, stärkster Planet in seinem Horoskop, spielt hier sicherlich eine große Rolle. Ich hätte seinen Tod - unter der regressiven Primärdirektion Aszendent Sextil Mars - etwa zum September 2006 erwartet. Möglicherweise hat die Ärztekunst diesen Zeitpunkt aber über ein halbes Jahr hinausgezögert. Ein Phänomen, das ich auch beim Tod Rudi Carrells beobachten konnte. Sechs Monate, wofür?, wenn ich mir diese provokante Bemerkung erlauben darf... Zur Erkrankung an ALS traue ich mich nicht, astrologische Konstellationen als "Verursacher" heranzuziehen. Ich habe einfach zu wenige Vergleichsfälle, um das Reich purer Spekulation verlassen zu können.
1)KdG, Kombination der Gestirneinflüsse, Reinhold Ebertin, Ebertin-Verlag
2)Quelle Zitate: Interview auf Bild-Online 2005
3)Quelle Zitat: Süddeutsche Zeitung, Feuilleton vom 13.11.2006
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