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Unkenrufe aus dem Urgrund des Mond-Archetyps

Von Anita Cortesi

 Dass der Mond als Symbol für unser inneres Kind steht, ist fester Bestandteil des astrologischen Wissens. Die andere Seite des Mondes, der mütterlich-nährende Urgrund, wird zwar meist erwähnt, scheint sich aber den Weg in die astrologische Praxis immer wieder neu suchen zu müssen. 

Auch in unserem Alltag führt dieser fundamentale Aspekt des Lebens oft ein Schattendasein. Wie spüren zwar - einige deutlicher, andere nur dumpf ahnend -, dass wir nicht so unabhängige, blitzgescheite und tatkräftige Sonnenkinder sind, wie wir denken. Wenn ein Baby geboren wird oder ein lieber Mensch von uns geht, wenn unser Körper uns durch Altersgebrechen oder Krankheit an unsere Sterblichkeit erinnert oder auch wenn wir in den dunklen Nachthimmel schauen, rührt sich die Mondseite tief in uns. Eine Ahnung von einem tragenden Urgrund des Lebens lässt uns ergriffen einen Moment innehalten. Doch schon bald holen uns die Pflichten und Zerstreuungen des Alltags wieder ein, wir wenden uns wieder ganz dem Sonnenprinzip zu und vergessen die tiefen Mond-Schichten. Unserer Lebensweise bringt uns immer weiter von unserem Urgrund weg.

Das hat nicht zu unterschätzende Folgen sowohl für das einzelne Individuum wie auch für uns als gesamte Menschheit. Persönlich scheint uns das Glück trotz hohem materiellem Wohlstand in den Fingern zu zerrinnen. Die kollektiven Auswirkungen unserer Entfremdung von unserem Urgrund "Mutter Erde" sehen wir in der zunehmenden Umweltzerstörung. Dass uns dieser emotionale Urgrund einholt und wir buchstäblich "zu Grunde gehen", zeigt uns das wenig bekannte Märchen von der Unke aus der Sammlung der Brüder Grimm:

Märchen von der Unke
Es war einmal ein kleines Kind, dem gab seine Mutter jeden Nachmittag ein Schüsselchen mit Milch und Weckbrocken, und das Kind setzte sich damit hinaus in den Hof. Wenn es aber anfing zu essen, so kam die Hausunke aus einer Mauerritze hervorgekrochen, senkte ihr Köpfchen in die Milch und trank mit. Das Kind hatte seine Freude daran, und wenn es mit seinem Schüsselchen da sass und die Unke kam nicht gleich herbei, so rief es ihr zu:

"Unke, Unke, komm geschwind,
Komm herbei, du kleines Ding,
Sollst dein Bröckchen haben,
An der Milch dich laben."

Da kam die Unke gelaufen und liess es sich gut schmecken. Sie zeigte sich auch dankbar, denn sie brachte dem Kind aus ihrem heimlichen Schatz allerlei schöne Dinge, glänzende Steine, Perlen und goldene Spielsachen. Die Unke trank aber nur Milch und liess die Brocken liegen. Da nahm das Kind einmal sein Löffelchen, schlug ihr damit sanft auf den Kopf und sagte: "Ding, iss auch die Brocken." Die Mutter, die in der Küche stand, hörte, dass das Kind mit jemand sprach, und als sie sah, dass es mit seinem Löffelchen nach einer Unke schlug, so lief sie mit einem Scheit Holz heraus und tötete das gute Tier.
Von der Zeit an ging eine Veränderung mit dem Kinde vor. Es war, solange die Unke mit ihm gegessen hatte, groß und stark geworden, jetzt aber verlor es seine schönen roten Backen und magerte ab. Nicht lange, so fing in der Nacht der Totenvogel an zu schreien, und das Rotkehlchen sammelte Zweiglein und Blätter zu einem Totenkranz, und bald hernach lag das Kind auf der Bahre.
(Quelle: "Die Märchen der Brüder Grimm", Goldmann Verlag)

Dieses Märchen kennt kaum jemand. Wir wollen nichts von diesen Unkengeschichten wissen. Sie machen uns Angst. Das Kind ist ohne die Unke nicht lebensfähig. Das Kind in uns, die Gefühlswelt, ist ohne die Verbindung zum Urgrund nicht lebensfähig. Unsere Gefühle sterben ab. So weit die Botschaft des Märchens, bzw. eine mögliche Interpretation davon.

Das Mond-Prinzip in heutiger Zeit
Doch wie lässt sich diese Geschichte auf unser heutiges Leben beziehen? In unserer materiellen westlichen Gesellschaft ist uns ein Großteil des Mond-Prinzips wohl nicht bewusst. Was wir nicht kennen, ist uns nicht geheuer. Wenn uns das Leben dann mit seinen emotionalen Tiefen berührt, wenden wir uns ab. Wir töten die Unke, oder astrologisch formuliert, wir vernachlässigen das Mondprinzip. Wir bemerken nicht, dass wir uns damit selbst vom Urgrund des Lebens abschneiden.

Wir sind - kollektiv betrachtet - "Kinder ohne Unken". Unsere kapitalistische Gesellschaft hat den Kontakt zum Urgrund verloren und sich in Finanz- und Wachstumsspekulationen verirrt. Dies mag eine gewagte Behauptung sein. Doch das zyklische Mondprinzip zeigt uns klar, dass nach jeder zunehmenden Phase eine abnehmende folgt. Aus dieser Sicht ist ein unbegrenztes Wirtschaftswachstum nicht möglich. Was jetzt weltweit im Finanz- und Wirtschaftsbereich geschieht, macht uns Angst. In der Zuwendung zum zyklischen Urgrund des Mondes finden wir eine Quelle von Vertrauen. Sie lässt sich nicht logisch begründen und bietet keine Zahlen und Statistiken. Aber sie ist! Wir finden sie, wenn wir bereit sind, in die eigenen Tiefen hinunterzusteigen und uns auf das Wesentliche zu besinnen. So lasst uns denn unseren Mond leben und "unsere Unke füttern". Dann können wir uns wie das Kind in der Geschichte freuen und dem äußeren Geschehen in der Welt sehr viel getroster entgegenblicken.

 
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